Julias Erlebnisse in Burundi

Thursday, January 04, 2007

Weihnachten in Burundi; gar nicht mal so anders...

2. Januar 2007

Es regnet im Moment extrem viel, die letzten fünf Nächte gab es extrem starke Gewitter. So etwas habe ich noch nicht erlebt, das Bett wackelt tatsächlich mit dem Donner der so laut ist, dass man erst mal an etwas anderes denkt! Die ganze Nacht hängt es dann über einem. Auf dem Land sind viele Ernten zerstört, die Leute hungern dort schon jetzt. Es soll wieder eine Hungersnot geben in der Trockenzeit. Hätte nie gedacht das Regen in Afrika ein Problem sein könnte. In Bujumbura sind Häuser überschwemmt die Leute leben auf der Straße, die Flüsse sind übergetreten und auch die Medikamentenfabrik hat es getroffen. Es ist komisch, wenn man das hört und direkt mitten drin ist und schon weiß, dass man nichts dagegen tun kann.

Am dritten Advent hatten wir den ersten Chorauftritt mit den Kindern in der anglikanischen Kirche. Die meisten waren so aufgeregt, dass sie sehr leise gesungen haben. Etwas schade,
weil beim Üben sonst immer voll laut. War trotzdem gut, der Bischof hat gleich die komplette Predigt veränderte (wie Benoit uns dann übersetzte), dass es doch schön wäre, wenn Waisenkinder so singen usw. Ach die Kinder waren hinterher happy, weil alle gelobt haben. Marie konnte leider nicht dabei sein, sie hatte Mumps, von Gaston angesteckt. Schon blöd wenn die erste Krankheit in Afrika ausgerechnet Mumps ist! So war ich die letzten Schultage allein in der Schule und im Straßenkinderheim (da die dritte Klasse sowieso kaum französisch versteht, haben wir uns sehr gut zusammen arrangiert : ) die letzte Stunde haben wir dann nur noch gesungen und Kekse gegessen). Am Freitag vor Weihnachten war dann das Trimester zuende und die Kinder bekamen Zeugnismiteilungen. Ziemlich krass, jeder Schüler wurde vor der gesamten Schule aufgerufen, die Punkte vorgelesen und die Schlechtesten (die die durchgefallen sind) wurden als letztes aufgerufen. Die standen dann auch als letztes noch am Platz, wie vorgeführt.

Am 20 Dezember haben wir den ganzen Tag damit verbracht 60 Weihnachtspakete zu packen. Mit den Sachen aus den gespendeten Paketen. Bisher hatte Verena die Pakete aus Zeitmangel einfach an Weihnachten ins Heim gebracht und die Besten durften zuerst aussuchen usw. Diesmal haben wir für jeden etwas zusammengestellt nach Größe usw. Philipp hat von Spendengeldern für jeden Schuhe gekauft (sind hier viel billiger). War zwar viel Arbeit, aber wir haben uns schon beim Einpacken auf die Kindergesichter gefreut! Super Bild, die 60 verschnürten Pakete auf dem Boden.
Am nächsten Tag war dann Plätzchen backen an der Reihe. 6 Teige haben wir vorbereitet und dann gings mit den Kindern ans ausstechen und verzieren. Natürlich in Gruppen, für 60 ist die Küche dann echt zu klein. War aber ein riesen Spaß, die Kinder kannten das natürlich nicht, haben sich nicht mal getraut Teig zu naschen, hab ich denen aber beigebracht : ). Hatten am Ende also haufenweise Plätzchen für Weihnachten. Und endlich mal Weihnachtsstimmung, obwohl man hier die Bleche zum auskühlen nicht wirklich auf die Terrasse stellen kann.

Einen Tag vor Weihnachten waren wir noch mit kleinen Geschenken in Kamenge im Kindergarten. Auch da gab es Zeugnisse!!! Es war wieder ein Chaos, wie immer wenn man etwas verteilt (verteilen muss, sag ich mittlerweile), denn sobald man damit anfängt wird es ungerecht, die Kinder überennen sich und man hat die Rolle des Musungus- gib mir was- eine Rolle in die man sich gesteckt fühlt, die man aber eigentlich nicht haben will. So war es auch nach Weihnachten in dem Flüchtlingsheim (da begann Verena 1999 mit der Fondation, 200 Familien) Verena hatte ein paar Sachen dabei und am Ende fanden wir uns wieder, wie wir Kinder aussuchten! Weil zu viele da waren. Plötzlich hat man überhaupt keine Gelegenheit mehr anders mit den Menschen in Kontakt zu kommen außer mit verteilen. Keiner nimmt dann mehr Rücksicht (was ja trotzdem völlig verständlich ist), der mit dem Stärksten Ellenbogen bekommt das Meiste. Es ist klar, dass man überall als reich angesehen wird weil man weiß ist. Die Menschen kennen es nur so, Weiße kommen vergeben etwas und fahren wieder. Kein Wunder das sofort die Hand aufgehalten wird. Auf der anderen Seite soll das Zeug, was Verena nun mal hat auch an die Menschen vergeben werden, die brauhen es aber es gibt keinen Möglichkeit gerecht zu bleiben, dass deprimiert. Das ist dann das schöne hier im Heim, wo wir uns zuhause fühlen können. Hier leben wir mit den Kindern fahren nicht nur kurz mal vorbei um was zu verteilen. Die Kinder sehen auch etwas anders von uns, nicht nur diese Musungurolle.

22. Dezember: waren abends mut Philipp Lena und Marie in einer Bar um meinen Geburtstag ein bisschen rein zu feiern. Was erst langweilig erschien, entpuppte sich dann als absolut lustigen Abend. Man konnte dort Billard spielen und als ich dann gegen einen Burunder gewonnen hatte, saßen irgendwann noch vier mit bei uns am Tisch. Um 12 haben alle für mich gesungen und die Unterhaltung im Kauderwelsch Englisch französisch Kirundi deutsch wurde mit jedem Bier was die Burunder tranken lustiger. Haben uns echt amüsiert. Treffen uns noch ab und zu samstags Abend. Zuhause hat mich dann noch in der Nacht ein Kuchen erwartet. Und Philipp hat zum Frühstück Pfannkuchen gemacht. Echte Schlemmerei weil auch Verena Nachmittag noch einen Kuchen mit Aufschrift brachte. Vormittags bin ich dann noch zur letzten Probe ins französische Kulturzentrum.
Fragt nicht, wie ich dazu gekommen bin, aber ich habe doch tatsächlich an diesem Abend bei einem Jazzkonzert ein Lied gesungen (what´ s up) mit der kompletten Band in traditioneller Kleidung und barfuß. Die Plakate hingen in ganz Bujumbura und das Fernsehen war da (natürlich alles viel kleiner als bei uns) War so cool, mir ist zwar dann noch eine Gitarrenseite gerissen so das Jeremie mit einer anderen weiter spielen musste aber es hat so riesen Spaß gemacht! Nach meinem Lied haben dann noch alle 8 aus der Band ins Micro vorm Publikum ein Geburtstagslied auf franzöisch gesungen! Wie ihr seht musste ich aufs feiern nicht verzichten. Den 20. Geburtstag vergesse ich bestimmt nie!
Auch die Kinder waren so süß, brachten mir einen Korb voller selbstgemalter Bilder und Karten. Die hatten alle extra ihre besten Sachen angezogen. Hatte zum Glück noch genug Schokolade für alle (von Ursula, die war erst vor kurzem wieder da).

Am 24. haben wir dann mit den Kindern unseren Baum!! (ja wir hatten einen, ist eigentlich verboten aber verena hat einen besorgt bzw. zwei die wir zusammen gebunden haben) geschmückt, das Meiste war selbstgebastelt von den Kindern.
Nachmittags dann im Straßenkinderheim –Weihnachten-, Lena hatten noch drei Kuchen gemacht für die Jungs! Leider hatten wir für die hundert dort nichts vorbereitet, so war es wieder ein Verteilen und Abfertigen!
Abends waren wir dann bei Verena und Benoit, ein bisschen Weihnachten feiern, eigentlich ist hier alles erst am 25. Riesen Überraschungsbrief- mit Flugbestätigung von Babara und Thomas Michauk für den Flug nach Burundi am 22 Februar!!!

Am morgen hatten wir dann einen super schöne Weihnachtsmesse mit den Gospelchören. Und danach dann Weihnachten mit „unseren“ Kindern. Alle Pakete auf der Terrasse unter dem Baum, Plätzchen und Kuchen von einem Franzosen, der die Kinder immer besucht.
Erst haben wir alle zusammen gegessen, für die Kinder etwas besonderes: Maniokgemüse Fleisch, Reis. Dann haben die Kinder die eingeübten Tänze gezeigt, echt voll toll, die Mädchen traditionell burundesisch und ein paar Jungs dann HipHop : )!
Und dann endlich...Bescherung, total entspannt und gemütlich, da wir ja diesmal für jeden schon etwas hatten. Alles im Sonnenschein im Freien. Der Tannenbaum bei Sonnenuntergang hatte schon was! Es war echt so schön den Kindern dann beim auspacken zuzuschauen.


Weniger Geschenkpapier und goldverschnürtes Glück, weniger Berieslung mit Glöckchen und Musik. Weniger Gerenne und Gehetze vor dem Fest, weniger Erwartung die sich kaum mehr stillen lässt. Weniger Enttäuschung wenn ein Wunsch sich nicht erfüllt- mehr Weihnachten mehr....


Die Tage nach Weihnachten waren ruhiger, bestanden aus Volleyball spielen den Gruppenraum anmalen (Chaos pur, wieder Bodenschruppen....und Schmierereien mit Wolken übermalen usw.) Am Sonntag der zweite Chorauftritt.

Silvester: mhm nicht so der rede wert! Hatten uns eigentlich dann geärgert, dass wir nicht bei den Kindern geblieben sind. Verena hatte uns ja gefragt, ob wir mit ihr im Restaurante etwas organisieren wollen- deutsch-burundischer Abend, mit Essen und Musik aus beiden Ländern. War alles super vorbereitet aber nur etwa 25 Leute da. War trotzdem nett, nur als wir später noch weg sind war der Abend gelaufen, sind in einem Spießerclub gelandet, wo die Leute nur so mit dem Geld um sich werfen, Champanier trinken und Kotzmusik hören. (in Deutschland wären die Tanzflächen bei „come my baby girl“ leer ) Echte Spießer, also an Silvester halb drei in einem Raum in dem es nach Raumspray richt, bei Kotzmusik, Kotzcoolen Leuten, nüchtern. Ah ja wenn man sein Glas mal daneben stellt kommt sofort einer und stellt es wieder auf den Bierdeckel.. wahhhhhhhhh!! Mehr muss ich nicht sagen. Bei den Kindern wars sicher besser! Eigentlich sollte am See das erste Feuerwerk seit 1984 in Burundi stattfinden. Ist aber buchstäblich ins Wasser gefallen, wegen extremem Regen und Gewitter um 12 dann also natürliches Feuerwerk, kein Anruf funktionierten und andauernd Stromausfall!

Nun wollen die Kinder in den Ferien noch an den Strand, müssen wir dann auch in zwei Gruppen machen. Hat bis jetzt noch nicht geklappt, heute war geplant aber ein Gewitter machte wieder einen Strich durch die Rechnung.
Eins noch schnell: das muss ich erzählen, der Bierpreis richtet sich hier nach dem Bohnenpreis!!! Die Bauern wollen sich nämlich wenigstens ein Bier leisten können!

Allen noch etwas verspätet ein schönen neues Jahr mit vielen schönen kleinen und großen Momenten, und mit vielen Dingen, die ein Lachen wert sind!
Liebe Grüße Julia!

3 Comments:

At 2:01 AM, Anonymous Anonymous said...

Ach Julia,

es ist immer wieder interessant deine Einträge zu lesen. Man bekommt einmal einen ganz anderen, unverschönten Einblick in die Welt, die uns ja immer aus den verschiedensten Blickwinkeln publiziert wird.
Ich wünsche dir ein gesundes und erlebnisreiches (naja, da muss ja nichts mehr passieren) neues Jahr. Vor allem aber ein von Gott begleitetes. Ich kann mir vorstellen, dass du gerade durch diese neuen Erfahrungen, einen ganz anderen Zugang zu ihm finden wirst oder schon gefunden hast. Wichtig ist, all das Gute und Gelungene, aber auch all das Schlechte und Verpatzte in seine Hände zu legen und ihm immer wieder zu danken.

In diesem Sinne...

Bis demnächst.


Der Daniel aus Berlin ;o)

 
At 5:03 PM, Anonymous Anonymous said...

Liebe Julia,
ich schließe mich Daniels comment an. Alle zwei Tage schau ich bei Ihnen vorbei, um zu sehen, ob es schon etwas Neues gibt. Sie schreiben so spannend, dass ich mich jedes Mal freue und es genieße, einen anderen Einblick zu bekommen.
Liebe Grüße
regina Knappe

 
At 9:47 AM, Anonymous Anonymous said...

Hallo Julia!
Ich lese ja aus deinen Berichten das es dir gut geht! Auch Ich wünsche dir ein frohes, neues, gesegnetes Jahr! Ich finde deine Berichte, die du schreibst immer sehr interessant, so lernt man Afrika auch mal richtig kennen. Also, lass es dir weiterhin gut gehen...

Agnes und Familie

 

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